- Fußballweltmeisterschaften: Vom Randereignis zum internationalen Medienspektakel
- Fußballweltmeisterschaften: Vom Randereignis zum internationalen MedienspektakelAm 21. 05. 1904 wurde der Weltfußballverband (FIFA) gegründet. Zum damaligen Zeitpunkt schlossen sich sieben Verbände zu dieser Organisation zusammen. Ziel war es, eine Weltmeisterschaft auszutragen. Doch erst 26 Jahre später konnte dieses Vorhaben verwirklicht werden. Die erste Fußballweltmeisterschaft fand 1930 in Uruguay statt und musste sich gegen viele Zweifel und Widerstände durchsetzen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich diese Veranstaltung aber zum größten Sportereignis neben den Olympischen Spielen: Die letzte Weltmeisterschaft (WM) in Frankreich verfolgten mehr als eine Milliarde Menschen an den Fernsehbildschirmen. Die Zahl der Mitgliedsverbände der FIFA beträgt mittlerweile 197.Weltmeisterschaften 1930 bis 1938An der ersten Fußballweltmeisterschaft in 1930 in Uruguay nahmen 13 Nationen teil. Viele europäische Länder wie England, Deutschland, Italien oder Österreich waren von dem Erfolg dieser Veranstaltung nicht überzeugt und hielten die lange Reise per Schiff nach Südamerika für überflüssig. Der erste Weltmeister hieß Uruguay, das sich im Finale mit 4:2 gegen Argentinien durchsetzen konnte. Vier Jahre später boykottierte Uruguay das Turnier in Italien aus Verärgerung darüber, dass Italien nicht an der ersten WM teilgenommen hatte. Dafür erkannten andere Nationen den Wert dieser Veranstaltung. Insgesamt waren 16 Mannschaften bei dem Endturnier in Italien dabei. Deutschland kam auf den dritten Platz, Weltmeister wurde Italien durch einen 4:2-Sieg über die damalige ČSSR. 1938 fand die Weltmeisterschaft dann erneut in Europa, diesmal in Frankreich, statt. Dies veranlasste viele südamerikanische Verbände zu einem Boykott, da sie davon ausgegangen waren, dass die WM im Wechsel zwischen Europa und Südamerika ausgetragen werde. Auch England war noch immer nicht zu einer Teilnahme bereit. Deutschland scheiterte bereits in der ersten Runde an der Schweiz, Weltmeister wurde Italien durch einen 4:2-Sieg über Ungarn.Weltmeisterschaften 1950 bis 1958Die nächste Weltmeisterschaft fand wegen des Zweiten Weltkriegs dann erst wieder 1950 in Brasilien statt. Die Bundesrepublik Deutschland durfte nicht teilnehmen und war aus der FIFA ausgeschlossen. Dafür nahm zum ersten Mal England an einer WM teil, schied jedoch bereits in der ersten Runde aus. Bei diesem Turnier wurde kein einziges Spiel nach dem K.-o.-System bestritten, vielmehr wurde der Weltmeister durch zwei Runden im Gruppensystem ermittelt. Den Titel gewann Uruguay vor Brasilien. 1954 waren dann erstmals alle großen Fußballnationen an dem Turnier in der Schweiz beteiligt, auch die Bundesrepublik war wieder in die FIFA aufgenommen worden. Die erste Runde wurde in Gruppen gespielt, danach folgten Spiele nach dem K.-o.-System. Der hohe Favorit für dieses Turnier hieß Ungarn, doch im Endspiel schaffte die Bundesrepublik Deutschland die Sensation und konnte mit einem 3:2-Sieg ihren ersten Fußballweltmeistertitel gewinnen. 1958 in Schweden wurde diese Ehre erstmals den Brasilianern zuteil, die das Endspiel mit 5:2 gegen die Gastgeber gewannen. Es war der erste Auftritt des damals 17-jährigen Pelé auf internationaler Bühne, der aber bereits bei diesem Turnier sein großes fußballerisches Können präsentierte. Die deutsche Mannschaft belegte den vierten Platz. Torschützenkönig wurde mit 13 Treffern der Franzose Just Fontaine; dies ist noch heute die höchste Anzahl an Treffern bei einem einzigen Endturnier.Weltmeisterschaften 1962 bis 19701962 bei der WM in Chile konnte Brasilien seinen Titel durch einen 3:1-Sieg über die ČSSR erfolgreich verteidigen, die Bundesrepublik Deutschland scheiterte dagegen bereits im Viertelfinale an Jugoslawien mit 0:1, für den deutschen Trainer Sepp Herberger war es die letzte Teilnahme an einer WM, zwei Jahre später wurde er von Helmut Schön abgelöst. Und dem neuen Trainer Schön gelang es, für die Weltmeisterschaft 1966 in England eine starke Mannschaft u. a. mit Franz Beckenbauer aufzubauen. Im Endspiel traf die Bundesrepublik auf den Gastgeber England und nach 90 Minuten stand es 2:2. In der Verlängerung erzielte Hurst dann das legendäre »Wembley-Tor«, ein bis heute äußerst umstrittener Treffer. Der russische Linienrichter Tofik Bachramow entschied jedoch auf Tor, und England gewann durch einen weiteren Treffer von Hurst mit 4:2. Bei der WM 1970 in Mexiko konnte sich die Bundesrepublik Deutschland für diese Niederlage revanchieren. Im Viertelfinale besiegten die Deutschen England mit 3:2 nach Verlängerung. Danach trafen sie im Halbfinale auf Italien und mussten sich den Südeuropäern mit 4:3 nach Verlängerung geschlagen geben. So reichte es für die Bundesrepublik Deutschland nur zu einem dritten Platz, Weltmeister wurde Brasilien nach einem 4:1-Sieg über Italien. Der Torschützenkönig dieser WM hieß Gerd Müller, der insgesamt zehn Treffer erzielte.Weltmeisterschaften 1974 bis 1982Bei der Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland wurde der Spielmodus erneut geändert. Es gab nun zwei Finalrunden im Gruppensystem, die beiden Erstplatzierten der zwei Gruppen der zweiten Finalrunde bestritten das Endspiel, die zwei Zweitplatzierten spielten um den dritten Platz. In der ersten Finalrunde traf die Bundesrepublik Deutschland bei der einzigen Teilnahme der DDR an einer WM-Endrunde prompt auf diesen Gegner. Den einzigen Länderspielvergleich beider Staaten, der jemals stattfand, verlor die westdeutsche Auswahl mit 0:1. Doch die bundesdeutsche Mannschaft konnte sich für die zweite Finalrunde qualifizieren, wurde hier in ihrer Gruppe Erster und bestritt somit das Endspiel gegen die Niederlande, das mit 2:1 gewonnen wurde. Die DDR konnte in der zweiten Finalrunde kein Spiel mehr gewinnen und schied aus. Vier Jahre später, bei der WM 1978 in Argentinien, galt die bundesdeutsche Auswahl als hoher Favorit. Doch in der zweiten Finalrunde konnte man kein Spiel mehr gewinnen und verlor in einem entscheidenden Spiel gegen Österreich mit 2:3. Bundestrainer Helmut Schön wurde daraufhin von Jupp Derwall abgelöst. Das Endspiel gewann Argentinien durch einen 3:1-Sieg nach Verlängerung gegen die Niederlande. Brasilien, das während des ganzen Turniers kein Spiel verloren hatte, wurde Dritter. Dies veranlasste die Verantwortlichen der FIFA, noch einmal über den Spielmodus nachzudenken. Bei der WM 1982 in Spanien fanden deshalb nach der zweiten Finalrunde Halbfinalspiele statt. In einer dieser Halbfinalbegegnungen traf die bundesdeutsche Mannschaft auf Frankreich und nach der Verlängerung stand es immer noch 3:3-unentschieden. Somit musste erstmals bei einem WM-Turnier ein Elfmeterschießen für die Entscheidung sorgen. Der glückliche Gewinner hieß am Ende Deutschland und im Finale traf die deutsche Mannschaft auf Italien, das sich allerdings mit 3:1 durchsetzen konnte.Weltmeisterschaften 1986 bis 1994Bei der Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko wurde der Spielmodus noch einmal reformiert. Nach den Gruppenspielen in der ersten Finalrunde ging es im K.-o.-System weiter. Die deutsche Mannschaft erreichte mit ihrem Teamchef Franz Beckenbauer erneut das Finale, musste sich hier aber Argentinien mit 2:3 geschlagen geben. Vier Jahre später, bei der Weltmeisterschaft 1990 in Italien, standen wieder beide Mannschaften im Endspiel. Die Bundesrepublik konnte sich zuvor in ihrer Gruppe souverän behaupten und durch Siege gegen Holland (2:1) im Achtelfinale, gegen die ČSFR (1:0) im Viertelfinale und England (5:4 nach Elfmeterschießen) im Halbfinale erreichte man das Finale. Diesmal konnten die Südamerikaner aber bezwungen werden, und die Deutschen gewannen mit 1:0 durch ein Elfmetertor von Andreas Brehme. Nach der WM trat Beckenbauer als Teamchef zurück, und Berti Vogts, dem bei der WM 1994 auch die Spieler der neuen Bundesländer zur Verfügung standen, betreute von nun an eine gesamtdeutsche Nationalmannschaft. Diese zählte auch 1994 bei der Weltmeisterschaft in den USA wieder zum Favoritenkreis, doch bereits im Viertelfinale scheiterte man mit 1:2 an Bulgarien. Weltmeister wurde Brasilien, das Italien mit 3:2 nach Elfmeterschießen besiegen konnte.Weltmeisterschaft 1998Bei der WM 1998 in Frankreich nahmen erstmals 32 Mannschaften teil, die in acht Gruppen aufgeteilt wurden. Danach wurde, wie schon bei den Weltmeisterschaften zuvor, im K.-o.-System weitergespielt. Die Weltmeisterschaft wurde ein riesiges Medienspektakel, weltweit verfolgten mehr als eine Milliarde Menschen das Geschehen am Fernsehbildschirm. Sportlich enttäuschte die deutsche Nationalmannschaft ein weiteres Mal. Sie schied wieder im Viertelfinale aus, scheiterte diesmal mit 0:3 an Kroatien. Weltmeister wurde zum ersten Mal Frankreich, das Brasilien mit 3:0 im Endspiel besiegte.Die Sportart Fußball boomt noch immer, das weltweite Interesse an einer Fußballweltmeisterschaft ist riesengroß. Mit 32 teilnehmenden Nationen scheint die maximale Teilnehmerzahl für ein Endturnier erreicht. Bei der im Jahre 2002 stattfindenden WM gibt es ein weiteres Novum: Mit Japan und Südkorea sind erstmals zwei Länder Ausrichter dieses sportlichen Großereignisses.Joachim Schweer: »Der Sieg von Bern«. V. Fußball-Weltmeisterschaft 1954. Kassel 1994.Andreas Baingo: 100 Highlights Fußball. Momentaufnahmen Weltmeisterschaften 1930-1998. Berlin 1998.Fußball-WM-Almanach 1930 bis heute. Zahlen, Fakten, Bilder, herausgegeben von R. Keifu. Kassel 1998.Die große Fußball-WM-Chronik 2.0. Alle Weltmeisterschaften von 1930 bis 1998. CD-ROM. München 1998.World Cup France, bearbeitet von Robert Parienté u. a. München 1998.Fußball-Weltgeschichte. Bilder, Daten, Fakten. Mit allen wichtigen Daten bis 1999, herausgegeben von Karl-Heinz Huba. Sonderausgabe München 1999.
Universal-Lexikon. 2012.